Juso AG - Standpunkte

Veröffentlicht am 22.03.2009 in Jusos in Aktion
Claudia Störk, Hans-Peter Niechziol, Alexander Schell, Frank Moll, Jürgen Fritz
C.Störk,H-P.Niechziol,Alexander Schell, Frank Moll, J.Fritz

Unter dieser Rubrik nehmen die Juso-Kandidaten für die Gemeinderatswahl am 7.Juni 2009 Stellung zu Gerlinger Themen.

Rechtfertigt die Sanierung des Schulzentrums die Aufnahme von Schulden?

Im Technischen Ausschuss des Gemeinderates wurden die Pläne für die Sanierung des Robert-Bosch Gymnasiums vorgestellt. Geplant ist das Gebäude von Grund auf zu sanieren. Eine 500 Quadratmeter große Aula soll entstehen. Glasfassaden sollen für mehr Licht in den Klassenzimmern sorgen und Decken, Böden, Fassaden und Verkabelung wieder auf den neuesten Stand gebracht werden.

Dass eine solche Sanierung nicht günstig werden wird, dürfte nicht überraschen. So plant die Stadt mit 12,3 Mio. Euro für die anfallenden Arbeiten. Problematisch daran ist jedoch, dass sich Gerlingen finanziell nicht in bester Verfassung befindet. Daran dürfte zwar der teure Marktplatz nicht ganz unschuldig sein. Diese Argumentation führt aber zu keinem Ergebnis. So muss Gerlingen nun einen Kredit aufnehmen, um das Projekt finanzieren zu können. Es stellt sich daher die Frage, ob eine Schulsanierung eine Schuldenaufnahme rechtfertigt. Aus diesem Grund sollte man den Nutzen einer solchen Investition genauer betrachten.

An der Frage, ob man bereit ist, für diese Investition Schulden in Millionenhöhe aufzunehmen, kommt man meines Erachtens nicht vorbei. Denn insbesondere die dadurch entstehenden Zinszahlungen belasten die Bürgerinnen und Bürger jetzt und auch in Zukunft. Dabei sollte man wiederum beachten, dass Schulden nicht generell verwerflich sind. Ein kreditfinanziertes Haus wird in der Regel anders zu beurteilen sein als ein kreditfinanzierter Urlaub. Der Grund dafür ist, dass ein Hauskauf im Gegensatz zu einem Urlaub keine Konsumentscheidung ist. Ein Haus stiftet über viele Jahre Nutzen – so auch eine Schulsanierung. Es ist daher unzweckmäßig nur darauf abzustellen, was ein solches Projekt heute kostet. Das Gymnasium wird die nächsten Jahrzehnte wieder ohne größere Investitionen auskommen. Reparaturkosten werden in den nächsten Jahren wohl nicht im heutigen Maße anfallen. Ein großes Einspar- und Umweltpotential bietet dazu der Energieverbrauch. Einmal richtig zu sanieren dürfte vorteilhafter sein, als ständig notdürftig zu flicken. „Nichts“ zu unternehmen kostet auch Geld. Zudem wird das Projekt wohl aus Mitteln des Konjunkturpakets 2 bezuschusst.

Den Nutzen einer solchen Baumaßnahme kann man meiner Ansicht nach jedoch nur teilweise mit finanziellen Größen beschreiben. Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag liefern auch Vorteile, die nicht unmittelbar in Geldgrößen ausgedrückt werden können. Ein herunter gekommenes Schulgebäude bietet keine guten Lern- und Arbeitsbedingungen. Durch die Einführung des 8-jährigen Gymnasiums und der Ganztagesschule verschiebt sich der Lebensmittelpunkt der Heranwachsenden immer stärker in die Schule. Daher ist es erforderlich, auch die Räumlichkeiten den Bedürfnissen der Schüler und Lehrer in angemessener Weise anzupassen. Auch Sicherheitsaspekte dürfen nicht unberücksichtigt bleiben. Zum Beispiel stellt sich die Frage, ob ein vierzig Jahre altes Gebäude heutige Brandschutznormen erfüllt.

Nicht nur schulintern verbessert sich durch eine Sanierung die Situation. Das Schulzentrum ist ein wichtiger Standortfaktor für Gerlingen. Junge Familien werden nicht zuziehen, wenn das Schulzentrum keinen guten Ruf besitzt und in einem schlechten Zustand ist. Will Gerlingen ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben, ist eine Schulsanierung unerlässlich. Daher würde ich von der Aussage Abstand nehmen, bei der Schulsanierung handle es sich nur um ein Wahlgeschenk (So nachzulesen im Kommentar des Strohgäu Extra vom 11. Februar). Es ist eine unverzichtbare Investition, für die auch eine Kreditaufnahme sachgerecht erscheint.

Das Robert-Bosch-Gymnasium ist aber nur ein Teil des Gerlinger Schulzentrums. Es wäre falsch den Schluss daraus zu ziehen, dass nach der Sanierung des Gymnasiums die Arbeit getan ist. Auch wenn die Schnelligkeit und die Entschlusskraft, mit welcher der Gemeinderat und die Stadtverwaltung zur Tat geschritten sind, durchaus Achtung verdienen. Darüber hinaus ist es aber wichtig, dass ein Gesamtkonzept für das gesamte Schulzentrum erstellt wird und dabei die Real- und Pestalozzi-Schule nicht außer Acht gelassen werden. Bei dieser Gelegenheit sollte dann auch die Errichtung einer Mensa diskutiert werden.

Die Jusos werden sich auch weiterhin mit den Themen Schule und Bildung in Gerlingen beschäftigen, weil sie herausragend wichtig und für die Entwicklung der Stadt Gerlingen richtungsweisend sind. Wir sollten auf diesen Standortfaktor nicht leichfertig verzichten.

Für die Juso-AG
Frank Moll

Alexander Schell zum Thema Schulsanierung

Langfristiges Gesamtkonzept muss her!

Lassen Sie mich gleich das Wichtigste als Erstes erwähnen: Das Robert-Bosch-Gymnasium muss rundum erneuert werden! Daran zweifelt wohl niemand mehr, der sich mit der Materie etwas auseinandergesetzt hat. Die hohen Kosten einer Sanierung (oder eines Neubaues) treiben so manchem Gerlinger Sorgenfalten ins Gesicht. Und sicher fragen sich viele – in meinen Augen übrigens zurecht - warum ein Rathausplatz für viel Geld neu gestaltet wurde und jetzt die Schulsanierung Gerlingen in die Schulden treibt. Dass der Rathausplatz in seinem alten Zustand für Gerlingen kaum zu ertragen war möchte ich dabei nicht anzweifeln. Allerdings muss die Frage nach Ausmaß und Umfang der Rathausplatzsanierung gestattet sein, wenn doch die Renovierung des Gymnasiums als nächstes Gerlinger Großprojekt schon abzusehen war. Aber genug der Quervergleiche, die einen nicht weiterbringen. Der Rathausplatz ist saniert und die wunderschönen Granitplatten werden wohl nicht veräußert werden, um einen Teil der Kosten für die Schulsanierung decken zu können.

Statt dem Blick zurück muss der Blick nach vorne gehen. Bei der aktuellen Debatte um Renovierung oder gar Neubau des Robert-Bosch-Gymnasiums stört mich eine Tatsache gewaltig. Gerlingen besteht nicht nur aus einem Gymnasium. Gerlingen ist in der glücklichen Lage ein Schulzentrum sein Eigen nennen zu können. Sicherlich ist der Renovierungsbedarf an den anderen drei Schulen (Grund-, Haupt-, und Realschule) bei weitem nicht so hoch wie beim Gymnasium, allerdings gibt es auch hier Missstände und Verbesserungsmöglichkeiten.
Wenn diese nicht schon jetzt zu Tage treten, so wird man von ihnen in naher Zukunft Kenntnis nehmen müssen.

Meiner Meinung nach sollte die Stadt bevor sie viel Geld für das Gymnasium in die Hand nimmt daher eine zukunftsorientierte Gesamtkonzeption auf den Weg bringen. Ähnlich dem Sportentwicklungsplan werden verschieden Verbesserungsvorschläge auf diese Weise öffentlich. In diesem „Entwicklungsplan Schulzentrum“ sollten verschieden Faktoren angedacht werden. Beispielsweise die zu erwartende Schülerentwicklung in den einzelnen Schulen, die damit verbundenen Raumanforderungen in den einzelnen Schularten, die Schaffung von flexiblen auf unterschiedliche Arten nutzbaren Räumen für alle Schularten, eine mehr als nur zweckdienliche Mensa usw. Ebenfalls sehr wichtig ist die Einbringung unterschiedlicher pädagogischer Konzepte in den Entwicklungsplan. Ein klassischer Frontalunterricht, wie er zur Zeit noch dominiert, stellt andere Anforderungen an ein Schulgebäude als ein Unterricht der auf Gruppenarbeiten fußt. Dies sind nur einige Punkte die in einem solchen Entwicklungsplan eingearbeitet werden müssen.

Kurz gesagt soll der Entwicklungsplan Fragen klären wie: Wo wollen wir hin? Wie können wir das erreichen? Und was für Kosten sind damit verbunden?. So bleiben uns böse Überraschungen in Zukunft wohl eher erspart und der so wichtige Standortfaktor „Schulzentrum“ kann weiter verbessert werden.

Alexander Schell